Die Stiftung von Eugen Esche an der Forststraße

 

Eugen Moritz Otto Esche wurde am 25. September 1845  als Sohn des Limbacher Strumpfwarenfabrikanten Julius Esche (1814–1867) und Anna Clara geb. Clauß (1824–1920) in Limbach geboren. Nach dem Tod des Vaters wurde er Miteigentümer der Strumpfwarenfabrik Moritz Samuel Esche in Limbach, in der sein Onkel Theodor Esche und Eduard Wiede weitere Teilhaber waren.

Eugen Moritz Otto Esche

 

 

Am 1. Oktober 1870 wurde die Fabrik wegen der günstigeren Eisenbahnanbindung nach Chemnitz verlegt und die Limbacher Geschäftsräume, die außerdem nicht mehr den modernen Anforderungen genügten, verkauft. Das Unternehmen war zu diesem Zeitpunkt eine der größten Strumpfwarenfabriken Deutschlands.  

   

Firma Moritz Samuel Esche an der Zwickauer Straße

  Die neue Fabrik war mit den neuesten und besten Maschinen versehen. 1886 wurde die Firma mit einem Neubau erweitert.

Hier wurden Strümpfe und Unterbekleidung aller Art hergestellt und in die ganze Welt geliefert. Im Jahr 1898 waren in der Firma Esche ca. 500 Arbeiter beschäftigt und von etwa 2500 Heimarbeitern wurden Waren zugeliefert.

Verarbeitet wurden dabei Baumwolle, Vigogne (Mischung aus Baum- und Schafwolle), Merino, Wolle und Seide.

neuer Anbau

   

Das Gebäude an der Zwickauer Straße mit dem roten Klinker und gelben Schmuckelementen fällt auch heute schon von Weitem ins Auge.

 


 

 

 

ehemalige Firma Esche an der Zwickauer Straße

Als Eugen Esche im Februar 1902 starb, übernahmen seine Söhne Herbert Eugen Esche - der Bauherr der "Villa Esche"in Chemnitz (1874 - 1962) und Fritz Eugen Esche (1876 - 1953) das väterliche Unternehmen. Georg Wiede war weiterhin Teilhaber der Firma.

Kommerzienrat Eugen Esche stiftete testamentarisch die Summe von 300.000 Mark "zur Begründung einer der Verwaltung des Rates der Stadt unterstehenden Stiftung, aus der Häuser für würdige und bedürftige Leute, besonders Arbeiter und Arbeiterinnen der Firma Moritz Samuel Esche zur unentgeltlichen Wohnung errichtet werden sollten".
200.000 Mark sollten für Erwerb und Bebauung des Grundstückes eingesetzt werden und der Rest, sowie die Zinsen waren für die Instanthaltung der Anlage bestimmt.

     

Esche Stiftung um 1910

Esche wünschte, dass die Gebäude einen "gefälligen" Eindruck machen und nicht im Kasernenstil erbaut werden sollten.
Der Rat wählte als Bauplatz das Areal zwischen Gellert- und Forststraße, welches sich in städtischem Besitz befand. Unter Leitung von Stadtbaurat Richard Möbius wurde eine Mittelgruppe von vier aneinander gebauten Einzelhäusern errichtet. An diese sollten sich Seitengruppen von je zwei Einzelhäusern anschließen. Doch nur eines davon wurde gebaut. Geldmangel in der Nachlriegszeit und Inflation könnten Gründe dafür gewesen sein. Jedes dieser Häuser hat ein anderes Aussehen. Zum Teil sind sie im Fachwerkstil errichtet, zum Teil verputzt oder mit Hilbersdorfer Porphyr versehen. Im Innern waren sie schlicht, aber freundlich und farbenfroh gehalten. Das noch unbebaute Gelände ringsum sollte den Bewohnern als Park dienen.
In der voll ausgebauten Anlage waren 41 Familienwohnungen nebst 14 Einzelzimmern vorgesehen.

  Im Adressbuch von 1935 sind 84 Personen in den Häusern  verzeichnet.
Den II. Weltkrieg überstanden die Gebäude ohne größere Schäden. Doch nachfolgende mangelnde Instandhaltung und fehlende Mittel zur Sanierung führten immer mehr zum Verfall.
     
Nach 1970 wurden die Reihenhäuser leer gezogen und in das Seitengebäude zog nach Umgestaltung eine Poliklinik ein.
Dieses Gebäude wurde nach der Wende nochmals umfassend saniert und beherbergt heute eine private Fachpraxis für Dialyse-Patienten.
 

     

  Für die unter Denkmalschutz stehenden Reihenhäuser sieht das Schicksal leider nicht so gut aus. Sie sollen demnächst abgebrochen werden. damit auf dem Gelände der neue Parkplatz für den CFC entstehen kann.
 


Hilmar Uhlich/ Petra Habelt

 

Bildquellen:  1 "Bunte Bilder aus dem Sachsenlande" Band 1 von 1910 (Sammlung Petra Habelt)
                      2, 5, "Chemnitz in Wort und Bild" von 1911(Sammlung Petra Habelt)

                      3, "Buch der Stadt Chemnitz 1926" (Sammlung Petra Habelt)

                      4, 6 - 9, Fotos: Petra Habelt

                    

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