Die Evangelische Kirche St. Markus

Weithin sichtbar sind die Zwillingstürme der evangelischen Kirche St. Markus auf dem Sonnenberg. Gebaut wurde sie im neogotischen Stil in den Jahren 1893-95 nach Entwürfen des Berliner Architektenbüros Abesser & Kröger.

Der Sonnenberg war in den Jahren um 1980 zu einem stark bevölkerten Stadtteil herangewachsen. Vor allem viele Arbeiter waren nach Chemnitz auf den Sonnenberg zugezogen. Damit war auch die Johannisgemeinde stark angewachsen. Eine neue Kirchgemeinde sollte nun gegründet werden und nachfolgend ein neues Gotteshaus entstehen.
 

1885 erwarb die Johannisgemeinde für 70.000 Mark das Grundstück am Körnerplatz. Die Gründung der Markusgemeinde erfolgte am 1. Januar 1891. Kurze Zeit später zählte die neue  Gemeinde bereits 20.000 Mitglieder.
 

 

 

1891 entstand nach Plänen des Chemnitzer Architekten Hugo Duderstaedt, der selbst der Markusgemeinde angehörte, das Pfarrhaus am Körnerplatz, welches am 31. Oktober 1891 eingeweiht werden konnte. Damit erhielt die Gemeinde auch einen eigenen Betsaal, in dem nun Trauungen und Taufen  vollzogen und Konfirmandenstunden gegeben werden konnten. Leider fiel dieses Eckhaus an der Markusstraße den Bomben des II. Weltkrieges zum Opfer.

Pfarrhaus ("aufgeklappte" Ansicht")

Obwohl die Gemeinde nun ein eigenes Pfarrhaus mit Betsaal hatte, wurden die Gottesdienste weiterhin in der Johanniskirche abgehalten. Diese war jedoch mit ihren etwa 600 Plätzen viel zu klein, so dass man sich intensiv Gedanken über einen Kirchenbau machen musste. Das Landeskonsistorium hatte den Bau einer Interriemskirche vorgeschlagen, man entschied sich dann schließlich doch für den bleibenden Kirchenbau.

 

   

Johanniskirche nach 1881

Bereits 1887 hatte sich eine Vereinigung gegründet, die durch Konzerte Mittel für den Baufond zur Verfügung stellen konnte. Da sowohl der Rat, als auch das Landeskonsistorium einen beträchtlichen Betrag von insgesamt 60.000 Mark spendeten, konnte der Bau in Angriff genommen werden. Am 24. Oktober 1892 begann eine Ausschreibung und 79 Vorschläge wurden eingereicht. Der Entwurf der Berliner Firma Abesser& Kröger erhielt den ersten Preis und nach einigen kleinen Entwurfsänderungen auch den Auftrag zur Bauausführung.
 

  Nachdem am 27. Juli 1893 der erste Spatenstich erfolgt war, konnte am 26. Oktober 1893 die Grundsteinlegung gefeiert werden. Am Kirchenbau war auch der Bauhof des Architekten Hugo Duderstaedt mit Erd- und Maurerarbeiten beteiligt.
1885 fand am 13. November die feierliche Weihe der neuen Kirche St. Markus auf dem Sonnenberg statt. Zur Einweihung waren viele Bürger und Persönlichkeiten der Stadt Chemnitz anwesend.

Grundsteinlegung

   

 466.164,20 Mark hatte der stolze Bau gekostet. Dabei war sie die erste Chemnitzer Kirche, die mit elektrischer Beleuchtung ausgestattet war. Eine Niederdruck-Dampfheizung sollte für angenehme Temperaturen im Kircheninnern sorgen.
1350 Besucher konnten hier Platz finden. Durch Mängel an Zeit und Material beim Bau der Kirche, mussten jedoch schon bald die ersten Sanierungsarbeiten vorgenommen werden. Auch in späteren Jahren machten sich immer wieder Baumaßnahmen notwendig.

 

 

   

Bauplatz Markuskirche

 

 

   

Vier Säulen, die für die Evangelisten Markus, Matthäus, Lukas und Johannis stehen, tragen das bis zu 20 m hohe Deckengewölbe. Der Kircheninnenraum war mit dunkelfarbiger Ornamentik ausgemalt. Bei der Renovierung 1934/35 wurde diese leider fast vollständig mit gelber Farbe überstrichen.

 

   

Blick zur Orgel

 

Die Orgel kam aus der Wekstatt der Gebrüder Jehmlich in Dresden. Bei dieser Orgel mussten die Bälge nicht mehr manuell durch Menschenkraft betätigt werden, sondern ein Gebläse mit Elektromotor versorgte die Orgel mit Luft.
Die Zinnpfeifen der Orgel fielen 1917 als "Kriegsgabe" dem Ersten Weltkrieg zum Opfer. Der Orgelprospekt als solcher blieb erhalten. Die heutige Orgel ist eine Digitalorgel der Firma Ahlborn.

Orgel

   

Glockenzug

Das Fest der Glockenweihe, am 27. März.1895, begann  mit der feierlichen Abholung der Glocken am Bahnhof. Kirchenbaukomite, Kirchenvorstand, Schulen der Parochie und viele weitere Festteilnehmer begleiteten den Wagen mit den Glocken. Auf dem Kirchplatz wurde das Geläut an die Gemeinde übergeben und von Superintendent Michael geweiht.  

Aufgang zum Glockenturm

  Die drei Glocken sind noch im Original erhalten, sie sind nicht der Kriegsgabe zum Opfer gefallen. Gegossen wurden sie vom Bochumer Verein für Bergbau und Gussstahlfabrikation. Die Glocken mit B-DES-FES- Klang haben ein Gewicht von 6,6 Tonnen.
Der Altar aus Eichenholz wurde in der Holzwerkstatt des Berlliner Bildhauers Abele geschaffen. In der Mitte ist ein geschnitztes Kruzifix, links und rechts im Halbrelief zwei kniehende Engel - den anbetenden Glauben und die anbetende Liebe symbolisierend. Zur Seite stehen ihnen Moses und Johannes der Täufer. Gestiftet wurde der Altar von Architekt Hugo Duderstaedt.

Altar


 

Die großen Fenster über dem Altar hatte der Glasmaler Urban aus Dresden gemalt. Gestiftet wurden sie von bekannten Chemnitzer Industriellen .
"Die Geburt Christi" (Weihnachtsfenster) von der Witwe des Gründers der Aktienspinnerei, Kommerzienrat August Götze; "Die Auferstehung Jesu" (Osterfenster) vom Strumpfwarenfabrikanten der Firma Wex & Söhne, Paul Glänzel und "Die Ausgießung des Heiligen Geistes" (Pfingstfenster) vom Möbelfabrikanten Leistner und vom Bauunternehmer Steinert.

Altarraum mit bunten Glasfenstern

Leider wurden diese Fenster schon im II. Weltkrieg sehr stark beschädigt, so dass bei der Sanierung einfache weiße Glasfenster eingesetzt wurden.

 

Taufstein

 

Kanzel

 

Über dem Eingang der Kirche befindet sich ein Mosaik aus italienischem Glas, welches den heiligen Markus mit dem Löwen und dem Evangelienbuch darstellt. Der Entwurf dafür stammt von dem Berliner Maler Berg.
Geplant war ursprünglich über dem Portal eine plastische Figur des Evangelisten Markus.

Glasmosaik

   

Körnerplatz mit Markuskirche

 

     

 

     

Obwohl die Kirche im Krieg keine größeren Zerstörungen erleiden musste, fehlte doch immer wieder das dringend benötigte Geld für notwendige Baumaßnahmen. Die Kirche verfiel immer mehr und so gab es schließlich 1979 Überlegungen das Gotteshaus in staatliche Hände zu geben. 1984 beschloss das Landeskirchenamt die Kirche als Gemeindezentrum zu erhalten und 1985 wurde sie in die Liste schützenswerter Baudenkmäler aufgenommen. Doch weiterhin war die Kirche dem Verfall preisgegeben. 1989 erfolgte die die Genehmigung des Landeskirchenamtes zu Verhandlungen mit dem Rat der Stadt Karl-Marx-Stadt zur Übergabe. Doch so weit kam es nicht mehr.

 

Nach der Wende bildete sich unter Kantor Nagel der "Förderverein zur Erhaltung der Markuskirche". Erste Fördermittel wurden beantragt und ab 1992 begann die längst fällige Sanierung der Kirche.

Außensanierung 1993-1998

Die festgestellten Mängel und Schäden waren sehr umfangreich. Vor allem waren die Schäden durch eindringendes Wasser und dessen Folgeerscheinungen entstanden.

 

 

Innensanierung 1999/2000

  Bei der Innensanierung bekam das gesamte Kirchenschiff eine Warmwasser-Fußbodenheizung. Die Übermalung der Decken und Wandflächen mit gelber Farbe wurde entfernt und die Kirche mit hellen und in der ehemaligen teppichartigen Bemalung vorhandenen Farben ausgemalt.

Verlegung der Fußbodenheizung

 

 

 

Blick in den Altarraum von der Orgelempore

 

Blick zur Orgel heute

 

Orgelempore

 

Sanierte Beleuchtung

 

Blick vom Turm zum Körnerplatz und in die Martinstraße

 

     

Im November 2002 konnte das Gotteshaus feierlich wiedereröffnet werden. Neben Gottesdiensten und Gemeindeveranstaltungen finden nun auch kulturelle Veranstaltungen verschiedenster Art hier statt.

 

 

Petra Habelt

 

Bildquellen: 4, 22, Sammlung Petra Habelt
                     3, 5 - 11, 15, 23 - 27, Archiv St. Markus

                     20, 21, Sächsische Kirchengalerie (Sammlung Petra Habelt)

                     35, Foto Jürgen Eichhorn

                     1, 12 - 14, 16 - 18, 28 - 34, 36, Fotos Petra Habelt

zurück