Lothar Weigand - Pionier des professionellen Feuerwehrwesens in Chemnitz
von Edeltraud Höfer

Lothar Weigand wurde am 16. Juni 1841 als eines von acht Kindern von Ambrosius Weigand und Christiane Amalie, geb. Küchler, geboren. Sein Vater, ein aus Böhmen eingewanderter Schuhmacher, hatte sich in Chemnitz nicht nur mit Tanzkunst und Turnen einen Namen gemacht, sondern er war in der Mitte der 1850er Jahre maßgeblich an der Gründung des Freiwilligen Löschcorps beteiligt und sein erster Oberanführer.

Lothar trat in des Vaters Fußstapfen: Er betrieb nicht nur eine Tanzschule, sondern sein Herz schlug vor allem für die Feuerwehr. Bereits mit achtzehn Jahren trat er 1859 der Freiwilligen Feuerwehr bei. 1873 begann er eine Volontärzeit bei der Berliner Feuerwehr und wurde in der in München herausgegebenen Zeitung für Feuerlöschwesen bereits in jungen Jahren als eine der hervorragenden Autoritäten im deutschen Feuerlöschwesen bezeichnet.

 1876 wurde Lothar Weigand ehrenamtlicher Branddirektor der Stadt Chemnitz. Damit unterstand ihm die Leitung des gesamten städtischen Feuerlöschwesens. 1879 verfasste er ein „Exercier-Reglement“, also eine Art Übungsplan, für die Feuerwehren des Bezirksfeuerwehrverbandes von Chemnitz und Umgegend. Es folgten weitere Veröffentlichungen wie ein Handbuch der sächsischen Feuerwehren (1888) und eine Übungsordnung für sächsische Feuerwehren (1906).

Mit seiner Ernennung zum Branddirektor begann ab 1876 die systematische Ausbildung der Chemnitzer Feuerwehrmänner. Der Fahrzeugpark wurde zudem ständig erweitert. So wurden in den Folgejahren eine 22 m hohe Schiebeleiter sowie 14 besonders robuste Pferde als Zugtiere für Löschgeräte angeschafft und die erste Feuermeldeanlage mit 88 Meldern in der Stadt eingerichtet. Die Mannschaft bestand nun aus insgesamt 21 Feuerwehrmännern, wobei sich 15 ständig im Dienst befanden.

In einer Denkschrift betreffend den Ausbau der Feuerlöschanstalten der Stadt Chemnitz, die Weigand 1893 den städtischen Kollegien übergab, stellt er Forderungen zur personellen und technischen Vervollkommnung der Berufsfeuerwehr. Weigand engagierte sich jedoch nicht nur für den weiteren Ausbau der Feuerwehr in Chemnitz sondern auch der Regional- und Landesverbände in Sachsen. 1890 wird er zum ersten Vorsitzenden der sächsischen Feuerwehren gewählt. Zudem war er 2. Vorsitzender des Deutschen Feuerwehrausschusses und 1891 bis 1904 Vorsitzender der technischen Kommission des Deutschen Feuerwehrausschusses.

1906 feierte Lothar Weigand sein 30-jähriges Dienstjubiläum als Branddirektor und wurde aus diesem Anlass zum hauptamtlichen Branddirektor der Stadt ernannt. Er erhielt einen Ehrensold, eine Dienstaufwandsentschädigung, eine Wohnung und für seine Gattin Fürsorge bis ans Lebensende.

Links neben der Feuerspritze: Lothar Weigand, Quelle: Sammlung Leonhardt

Am 2. Mai 1909 richtete man zu Ehren des im In- und Ausland hochgeschätzten Fachmanns für Feuerwehrtechnik anlässlich seiner 50-jährigen Zugehörigkeit zur Feuerwehr eine Feier im kaufmännischen Vereinshaus aus, bei der in den Festansprachen nicht nur Oberbürgermeister Sturm sondern auch Vertreter des Landesausschusses der Sächsischen Feuerwehr seine Verdienste um die Förderung des Feuerlöschwesens würdigten.

Der König verlieh dem Jubilar das Ritterkreuz 1. Klasse des Albrechtsordens. Zudem war er Träger der goldenen Lebensrettermedaille und verschiedener Ehrenzeichen der Feuerwehr. In seine Amtszeit fiel noch der Umzug der Berufsfeuerwehr in den Neubau der Feuerwache an der Schadestrasse.

Am 30. September 1912 trat Branddirektor Weigand infolge eines am 9. Dezember 1911 auf einer Einsatzfahrt erlittenen schweren Unfalls nach 36-jähriger Dienstzeit in den Ruhestand. Lothar Weigand verstarb am 1. November 1921 in Chemnitz.


 
E-Mail
Anruf