Zur Sanierung der Kattunmanufaktur Müllerstraße 31

von Bettina Schülke

Außenansicht nach der Sanierung, Foto: Schülke
Detail Traufgesims vor der Sanierung, Foto: Schülke

Derzeit sind die Bauarbeiten am Objekt der ehemaligen Kattunmanufaktur, Müllerstraße 31, in der Endphase. Das markante Gebäude, von den Chemnitzern aufgrund seiner Form gern als „Vogelkäfig“ bezeichnet hat eine lange Geschichte.
Erbaut wurde es 1850/51 durch den Unternehmer und Kaufmann Carl Friedrich Wilhelm Schüffner, der bereits seit 1836 in Chemnitz den Kattundruck betrieb. In Bauphase war die Blütezeit des manufakturellen Kattundrucks auf Baumwollstoffen bereits vorbei, Großwebereien lieferten ab 1871 bunte und gemusterte Stoffe. Trotz allem betrieb Schüffner seine Fabrik bis Ende der 1880er Jahre größtenteils als Manufaktur weiter.

Treppenhaus vor der Sanierung, Foto: Schülke

Im Jahre 1890 erwarb der Klempnermeister Eduard Tuscherer das Objekt und ließ die vorhandenen Drucksäle zu Mietwohnungen umbauen. Dies stellt eine der frühesten Umnutzungen von Gewerbe- bzw. Industriebauten in unserer Stadt dar. Die Wohnnutzung wurde bis in die 1990er Jahre aufrechterhalten, danach stand das Objekt leer. Es gab verschiedene Nutzungskonzepte, die nicht realisiert wurden. Gefördert mit Denkmalmitteln wurden durch den damaligen Eigentümer Hausschwammsanierung und Dachsicherungsmaßnahmen durchgeführt.

Im Jahre 2020 übernahm ein neuer Eigentümer das Objekt und realisiert eine Wiederbelebung der Wohnnutzung. Der repräsentative palazzoartige Bau mit den reichen Verzierungen in Formen der Neorenaissance wird nach denkmalschutzrechtlichen Prämissen saniert. Die Arbeit an den Fassaden ist nahezu abgeschlossen, Gestaltung, Farbgebung und Putzkörnung entsprechen historischen Befunden. Im Inneren werden pro Etage eine Wohnung eingebaut. Trotz moderner Ausstattung der Wohnungen bleiben historische Bauteile erhalten, soweit sie noch vorhanden waren. Besonderes Augenmerk wird auf das Treppenhaus gelegt, welches in historischen Farben wiederhergestellt wird. Dazu gab es restauratorische Untersuchungen, die mehrere Farbschichten sichtbar machten. 

Nach langem Leerstand gibt es nun ein gutes Ende für das Objekt. Auch wenn durch die zeitgemäße Nutzung sicher nicht alles perfekt ist, z.B. ein Parkplatz neben dem Objekt, ist die Stadt wieder um ein saniertes Kulturdenkmal reicher.

 
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