Zum 150. Todestag von Jakob Bernhard Eisenstuck

von Dr. Wolfgang Uhlmann

Als am 1. September 1852 Chemnitz Anschluss an das Eisenbahnnetz erhielt, war das auch das Verdienst von Jakob Bernhard Eisenstuck, der sich über ein Jahrzehnt für den Bau der Eisenbahnlinie Riesa - Chemnitz eingesetzt hatte. Allerdings weilte er zum Zeitpunkt der Eröffnung der Bahnlinie nicht mehr in Chemnitz, da er nach der gescheiterten Revolution von 1848/49 ins Exil gegangen war.

Am 28. September 1805 wurde Jakob Bernhard Eisenstuck in Annaberg als Sohn eines Pfarrers geboren. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Freiberg, kam er 1820 nach Chemnitz, um sich in der Kattundruckerei "Pflugbeil & Co" zum Kaufmann ausbilden zu lassen. 1831 nahm ihn der Inhaber der Firma, Peter Otto Claus, als Teilhaber auf. Unter dessen Einfluss entwickelte sich Eisenstuck zu einem der Sprecher der Chemnitzer und erzgebirgischen Unternehmer. Neben dem Eisenbahnkomitee engagierte er sich im "Industrieverein für das Königreich Sachsen", dem "Fabrik- und Handelsstand" sowie der "Gustav-Adolf-Stiftung". Nachdrücklich forderte er von der sächsischen Regierung den Erlass von handelspolitischen Gesetzen - Beteiligung am Zollverein, Gewerbefreiheit und Einführung von Schutzzöllen.

Nach dem Ausbruch der Revolution 1848 entsandten ihn die Chemnitzer als ihren Delegierten zur Nationalversammlung nach Frankfurt/M. Dort wirkte er im volkswirtschaftlichen Ausschuss. Einen Weg zur Verbesserung der Lage der Industrie wollte er durch die Einführung von Schutzzöllen auf ausländische Waren erreichen. So gehörte er zu den Mitbegründern des "Vereins zum Schutze der vaterländischen Arbeit". Für das zukünftige einheitliche Deutschland lehnte er die Privilegien der Fürsten und ein erbliches Staatsoberhaupt ab. Die "arbeitende Klasse" sollte nach seinen Vorstellungen voll in die Gesellschaft integriert werden.

Noch bevor die Nationalversammlung, die zuletzt in Stuttgart tagte, gewaltsam aufgelöst wurde, kehrte Eisenstuck nach Sachsen zurück. Nun folgten zehn Jahre in der Schweiz, in Belgien und in England. Erst 1859 kam er in seine Geburtsstadt Annaberg zurück. Hier gründete er nun eine Aktiengesellschaft für Flachsspinnerei.

1866 kehrte er nochmals in die Politik zurück. Er ließ sich zum Abgeordneten der II. Kammer des sächsischen Landtages wählen. Seine Anträge zur Wiedereinführung demokratischer Gesetze aus dem Jahre 1848 kamen nicht durch. So legte er ein Jahr später sein Mandat nieder und zog sich völlig von der Politik zurück.

Am 5. April 1871 verstarb Jakob Bernhard Eisenstuck in Dresden.

 
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